(Übersetzung des englischsprachigen Originals)
Befreit von allen traditionellen Richtungskonzepten mit einem „Oben“ und „Unten“ befasst sich ESA-Astronaut Alexander Gerst damit, wie die Mikrogravitation unsere Fähigkeiten zum Greifen und Handhaben von Gegenständen im Weltraum beeinflusst. Das ist ein Teil des französischen Experiments Gravitational References for Sensimotor Performance (GRASP).
Es wurde konzipiert, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie unser Gehirn Informationen aus unterschiedlichen Quellen bezieht, um die Hand-Augen-Koordination zu unterstützen, beispielsweise von den Augen, den Ohren und – in diesem Fall am wichtigsten – in Bezug auf die Schwerkraft.
Der Forschungsleiter bei diesem Experiment ist Dr. Joe McIntyre vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS in Frankreich. Das Experiment ist Bestandteil einer umfangreicheren Arbeit im Rahmen von „Sensorimotor Adaptations and Vestibular Pathologies„.
Thomas Pesquet war der erste ESA-Astronaut, der die Ausrüstung für virtuelle Realität (VR) an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) während seiner Mission im Jahr 2016 verwendete. In Verbindung mit einem Laptop und mithilfe eines Audio- und Grafiksystems simuliert das VR-Headset eine Reihe von Aufgaben für den Träger, während ein 3D-Bewegungstracker das Display entsprechend der Hand-, Körper- und Armbewegungen in Echtzeit aktualisiert.
Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie unser Gehirn sowohl mit als auch ohne Einfluss der Schwerkraft funktioniert, wird das GRASP-Experiment auch auf der Erde durchgeführt.
Aufgrund der Erkenntnisse zur Physiologie der Hand-Augen-Koordination können Forscher in Zukunft Krankheiten, die mit Schwindelgefühlen, Gleichgewichtsstörungen oder Problemen der räumlichen Orientierung einhergehen, besser behandeln. Weiterhin können Astronautinnen und Astronauten mithilfe des Experiments bei Weltraumspaziergängen besser angeleitet werden, um Roboter so effizient wie möglich fernzusteuern.
Die gewonnenen Erkenntnisse unterstützen jedoch nicht nur die zukünftige Erforschung des Weltraum erforschen, sondern auch Chirurgen oder andere Berufsfelder, bei denen Instrumente ferngesteuert werden müssen.
Unsere Astronauten sind zwar recht schnell, aber das Experiment verläuft natürlich nicht so rasant wie hier dargestellt. Um diesen kurzen Clip zusammenzustellen, hat unser Team 20 Minuten Echtzeitmaterial aus zahlreichen Sessions zusammengeschnitten, die während der Horizons-Mission durchgeführt werden.
Ist Euch Alexander Gersts augenzwinkernde Lösung für ein kleines Problem, das er während des Experiments hatte, aufgefallen? Er hat die deutsche Flagge auf dem ‚Boden‘ des Columbus-Moduls ausgebreitet, um Reflexionen zu unterbinden, die die Infrarotsensoren gestört hatten – eine einfache, aber effektive Maßnahme, die in diesem Fall den Tag gerettet hat.
Discussion: one comment
Hm, I would love to see a human version of the ‚falling cat problem‘ in space. So can Alexander do a 180 degree flip while freefloating in space?