Wir Erdbewohner sind Entdecker, wir leben auf einer kleinen blauen Insel im Universum. Und so wie ein Inselvolk den Ozean um sich herum verstehen muss um zu überleben, müssen wir Erdbewohner den Weltraum um uns herum verstehen. Es ist unsere Verantwortung gegenüber unseren Nachfahren, den Weltraum um uns herum zu erforschen.
Der Mond ist unser nächster Begleiter, er ist vermutlich aus der Erde heraus entstanden, und ist deshalb ein wichtiges Archiv unserer eigenen Vergangenheit. Doch er ist mehr als das – so, wie wir Menschen auf der Internationalen Raumstation ISS lernen, lange Zeit im All zu verbringen, so werden wir vom Mond lernen, wie wir auf anderen Planeten überleben und forschen können. Er ist unser Sprungbrett zu einem weiteren interessanten Nachbarn, dem Mars. Ohne dieses Sprungbrett, das nur ein paar Reisetage entfernt ist, wird der Flug zum Jahre entfernten Mars unrealistisch schwierig.
Wer weiß, vielleicht entdecken wir von einem Teleskop auf der Rückseite des Mondes ja auch den nächsten Asteroiden mit Kollisionskurs auf die Erde.
Eine langfristige internationale Forschungsmission zum Mond, nicht nur eine kurze Landung an einer Handvoll verschiedener Orte, wäre nicht nur der nächste große Schritt für die Menschheit, sondern auch die größte Entdeckungsmission auf die wir Menschen uns seit langer Zeit begeben würden.
Bei solch einer Mission geht es nicht mehr um die Nationalität der Astronautinnen und Astronauten. Es geht darum, dass wir alle zusammen den Entschluss fassen und den Mut haben, einige von uns dorthin zu schicken. Dennoch gilt es dabei natürlich für alle Hochtechnologienationen, und deshalb besonders auch für Deutschland und Europa, mit dabei zu sein um nicht international den Anschluss zu verpassen. Ein solch wichtiges gemeinsames Ziel wird sehr stabilisierend auf die internationale Gemeinschaft wirken, wie es die Internationale Raumstation ISS bereits jetzt tut.
„No Dot“ statt „Blue Dot“.
Ich habe an mir selbst festgestellt, nach ein paar Tagen außerhalb unseres Planeten sind wir nicht mehr Deutsche, Europäer, Russen, Chinesen oder Amerikaner, sondern wir sind schlicht und einfach Erdbewohner. Selbstverständlich würde es mich als ESA-Astronaut und Geophysiker besonders faszinieren, am Rande eines Mondkraters zu stehen und diesen zu erforschen. Denn mit jedem Geheimnis, das uns der Mond verrät, erfahren wir auch mehr über unsere Erde, die von der Vorderseite des Mondes eine kleine blaue Murmel am Firmament ist und von der Rückseite des Mondes aus gar nicht mehr zu sehen ist. Ich bin mir sicher dass die Perspektive, unsere Heimat aus den Augen zu verlieren, für uns Menschen sehr heilsam sein wird.
Discussion: 9 comments
Guten Tag lieber Alexander Gerst,
ich habe ihre Aussagen zu ihren Erfahrungen im All gesehen und war sehr berührt davon. Vor allem der Overview-Effekt, die Erfahrung des Einsseins der Erde und der Menschheit haben mich bewegt.
Ich werde nächste Woche einen Workshop für eine Gruppe von Menschen moderieren, die viel mit Politik zu tun haben und Entscheidungsträger sind. Ich ich gerne ihren Blick weiten und ihnen von Ihren Einsichten erzählen bevor der Workshop startet, damit sie sozusagen die Erde im Bewusstsein behalten. Um ihnen noch authentischer von ihren Erfahrungen zu berichten, würde ich Ihnen gerne eine Frage dazu stellen.
Ist es möglich Sie direkt zu kontaktieren?
Das wäre toll!
Lieben Gruß sendet Birgit Permantier
Mein GO haben Sie! :-)
Wollen wir mal lieber nicht an ein Szenario mit einem Asteroiden denke wäre un cool
Sehr geehrter Herr Gerst, 30 Jahre jünger ind mit dem Fachwissen von 2015 würde ich sagen, okay, wann starten wir ;-) ??
Ich wünsche Ihrer und den zukünftigen Generation das, was Sie geschrieben haben. Genau dieses Bewusstsein, dass wir Menschen sind und nicht Bewohner irgendwelcher Staaten. Genau diesen Entdeckergeist, welcher vor Jahrhunderten zur Entdeckung neuer Kontinente geführt hat.
Diesen Geist wünsche ich mir für die Zukunft. Obwohl ich wohl den startenden Raketen nachschauen werde – mit einem weinenden und einem lachenden Auge ;-)
Mit besten Grüßen
Jochen Roth
Da ich glaube, dass trotz aller Umweltmassnahmen die Überbevölkerung unsere Erde an die Grenze bringen wird, halte ich die Erforschung unserer nächsten Himmelkskörper für unabdingbar. Der Mond liegt in greifbarer Nähe. Jetzt, wo man grosse Wasservorkommen dort vermutet … Logistisch und psychisch sicher eine grosse Herausforderung, aber die Forschungsstation Concordia der ESA in der Antarktis ist im Winter ja auch sehr isoliert. Deshalb: Auf den Mond – für den Weltfrieden!
Beim lesen sind mir auch viele Dinge durch den Kopf gegangen. Daß nach ein paar Mondlandungen diese Forschung eingestellt wurde finde ich sehr schade. Die Erforschung des Weltraums finde ich viel wichtiger als die Kriege auf unserer kleinen blauen Murmel.
Ich hoffe daß sich die Nationen dazu durchringen können diese Forschung weiterzuführen, und es würde mich freuen dann wieder so interesante Berichte von astro_alex zu lesen.
Respekt vor deinem Mut sich für eine solche „Neulands-Mission“ auszusprechen…Wenn der Entdeckungswille keine Grenzen kennt :)
Hallo Herr Gerst,
Sie sprechen uns aus der Seele! Ich hoffe wir können mit unserer Roboter Mission zum Mond dazu beitragen das ihr Traum wahr wird.
Michael
Part-Time-Scientists
Ich habe mal einen seeehr langen Artikel über die Vor- und Nachteile einer Mondlandung gelesen. Es gibt wohl einige sehr bekannte Fürsprecher. In dem Artikel ging es aber um den großen Sprung zum Mars und dass der Mond eigentlich nur aufhält. Finanziell.
Es ist schon eine Ironie, dass die Besiedelung des Weltalls von sowas irdischem wie Geld abhängt. Täglich wandern fast ein Dutzend Billionen Dollar um die Welt, in Finanztransaktionen. Und da sind keine 100 Milliarden für Mond- UND Marsmission drin?