Nach über sechs Monaten Leben und Arbeit auf der Internationalen Raumstation kehrt der ESA-Astronaut Alexander Gerst zur Erde zurück. Aber was zeichnet eine gelungene Rückkehr aus? Wir fragen einen ESA-Experten: ESA-Astronaut Thomas Pesquet.

Unterstützt von ESA-Mitarbeitern kehrt der ESA-Astronaut Thomas Pesquet nach Köln zurück. Credit: ESA/S.Corvaja

Thomas Pesquet kennt den Prozess gut, den jeder Astronaut bei einer Rückkehr durchlaufen muss. Er selbst verbrachte im Jahr 2017 im Rahmen seiner Mission Proxima 196 Tage an Bord der Internationalen Raumstation.

„Bei der Rückkehr fühlt man sich nie wirklich gut, weil man sich in den sechs Monaten an die Bedingungen im Weltraum angepasst hat“, erklärt Thomas. „In gewisser Weise ist es so, als wärst du kein Erdling mehr – dein Körper hat sich verändert.“

„Aber sobald du auf dem Boden aufschlägst und den Sog der Schwerkraft spürst, fängst du an, dich darauf einzustellen. Nach 2-3 Tagen ist man wieder zu 80-90% normal.“

Die mikrogravitationsbedingte Transformation wirkt sich auf Gleichgewicht, Kreislauf und Blutvolumen aus und führt zu einer reduzierten Muskelmasse und ein geschwächtes Immunsystem.

Astronauten trainieren während ihrer Missionen intensiv und arbeiten mit Medizinern und Trainingsexperten zusammen, um einigen dieser Effekte entgegenzuwirken, aber Thomas Pesquet fühlt man sich nach der Landung so ähnlich als sei man seekrank – nur sehr viel intensiver.

ESA-Astronaut Alexander Gerst an Bord der Internationalen Raumstation. Credit: ESA/NASA

Wenn Alexander in der Gegend um Karaganda in Kasachstan landet, warten bereits ein ESA-Crew Support Engineer und Flight Surgeon darauf, ihn zu begrüßen. Danach steht zuerst ein medizinscher Check an, bevor die traditionelle Begrüßungszeremonie folgt. Anschließend wird Alexander Gerst in das Flugzeug steigen, das ihn sicher nach Europa bringen wird.

Der Flug ist laut Thomas Pesquet sehr angenehm. „An Bord befindet sich medizinisches Personal, das sich jederzeit um einen kümmert. Ich schlief im Grunde genommen den ganzen Weg zurück, was toll war, weil ich todmüde war.“

„Weil sich dein Körper aber so schnell wieder an die Bedingungen auf der Erde anpasst, will jeder etwas von dir in den ersten Stunden und Tagen. Ich erinnere mich, dass mir 21 Ampullen Blut für alle möglichen wissenschaftlichen Tests abgenommen wurden.“

Für Thomas Pesquet war es am merkwürdigsten, seine Mannschaftskameraden nach über sechs Monaten, in denen er jeden Tag und jede Minute mit ihnen verbracht und gearbeitet hatte, zurückzulassen.

Der ESA-Astronaut Alexander Gerst bei der Ankunft am Europäischen Astronautenzentrum nach seiner Blue Dot-Mission. Credit: ESA/P.Sebirot

Die Rückkehr zu Familie und Freunden, die in der Rehabilitations- und Forschungseinrichtung :envihab in der Nähe des Astronautenzentrums der ESA auf dem Forschungscampus des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt des DLR in Köln warteten, hat sich jedoch gelohnt.

„Ich habe nur eine Nacht in :envihab verbracht. Aber es ist auch möglich, länger dort zu bleiben, wenn man sich nicht wohl fühlt. Die Anlagen sind sehr gut“, sagt er.