Im Rahmen von Langzeitaufenthalten in Schwerelosigkeit verliert man schnell sowohl Muskelfunktion als auch Knochenmasse. Dies ist gut dokumentiert und Astronautinnen und Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS – wie der ESA-Astronaut Alexander Gerst – trainieren täglich mindestens eineinhalb Stunden, um dem entgegenzuwirken.

Ein Bereich, über den wir viel weniger wissen, ist jedoch die Wirkung der Mikrogravitation auf den Human Resting Muscle Tone (HMRT). Dies wollen Wissenschaftler des Charité University Medicine Berlin untersuchen.

Myotones ist ein Experiment zur Überwachung von Tonus, Steifigkeit und Elastizität der Muskeln des ESA-Astronauten Alexander Gerst während seiner Horizons-Mission. Dies geschieht mithilfe eines nichtinvasiven, tragbaren Geräts namens MyotonPRO, das in etwa so groß wie ein Smartphone ist.

MyotonPRO wird hier auf der Erde bereits als Alternative zur Muskelbiopsie eingesetzt und erzeugt einen kurzen Druckimpuls an den Körper. Dabei ist es in der Lage, aus der Reaktion des Gewebes auf diesen Impuls Informationen über die Elastizität, Steifigkeit und Eigenspannung (Tonus) des ruhenden Muskels zu berechnen.

Die Ergebnisse von Alexander Gersts Rücken, Armen, Beinen und Füßen – wie in diesem Clip zu sehen – werden mit Messungen vor und nach dem Raumflug verglichen, um kritische Risiken und die besten Gegenmaßnahmen zu identifizieren.

Diese Art von Forschung könnte dazu beitragen, das Leben von Menschen auf der Erde zu verbessern. Zugleich ist sie wertvoll für die zukünftige Erforschung des Weltraums, zum Beispiel im Rahmen von Langzeitmissionen. Ellenbogen- und Rückenschmerzen sind häufige Beschwerden von Büroangestellten oder Arbeitern, die mit schweren Gewichten umgehen müssen. Auch ältere Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen von längerer Bettruhe oder einem überwiegend sitzenden Lebensstil betroffen sind, leiden oft unter Steifigkeit der Muskeln oder einer Abnahme der Muskelfunktion.

Mithilfe eines besseren Verständnis der Funktionsweise des HMRT-Systems werden Mediziner in Zukunft viel besser gerüstet sein, um derlei Erkrankungen vorzubeugen oder zu behandeln.