Soyuz Training

Im Sojus-Raumfahrzeug

In meinem letzten Beitrag habe ich beschrieben, dass die besten Momente in meinem Training diejenigen sind, in denen der neugierige Knirps in mir zum Vorschein kommt. Das könnte im Prinzip noch öfter vorkommen, da es für mich an sich schon aufregend ist, mit all der Technologie am Rande des Machbaren zu arbeiten, oder mit den weltbesten Wissenschaftlern für Weltraumexperimente zu trainieren. Andererseits lernt man als Astronaut sehr schnell, dass es besser ist, nicht aus Neugier Knöpfe zu drücken bevor man sich absolut sicher ist was sie tun. Man begegnet den aufregendsten Situationen mit kühler analytischer Logik.

Vor einiger Zeit war so ein Moment, in dem mir das nicht gelang. Denn da saß ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem echten Raumschiff. Noch dazu war es nahezu identisch mit demjenigen, das mich in wenigen Monaten selbst in den Weltraum tragen soll. Und als sollte das nicht genug sein, so war ich angehalten, möglichst viele Knöpfe zu drücken.

Eigentlich ist es für Astronauten im Training nichts besonderes, mit Ausrüstung zu arbeiten, die schon einmal im Weltraum war. Beim Unterwassertraining im Raumanzug arbeiten wir sogar 6 Stunden am Stück in Anzügen, die tatsächlich schon einmal im offenen Weltraum eingesetzt wurden. Trotzdem ist es eine vollkommen andere Erfahrung, in einem nagelneuen Raumfahrzeug zu sitzen, dass nur für einen Zweck gebaut wurde: um Menschen von dem Planeten, auf dem das menschliche Leben entstanden ist, zu einem Ort zu bringen, der für uns Menschen vollkommen neu, un-intuitiv und lebensfeindlich ist: in den Weltraum.

Der Zweck unseres Raumschiff-Tests war der, dass meine Mannschaftskollegen und ich ein halbes Jahr vor unserem Start die Möglichkeit bekommen sollten, einmal unsere Raumschiff-Simulatoren, in denen wir tagtäglich trainieren, mit dem wirklichen Raumschiff zu vergleichen. Es ist erstaunlich, wie perfekt die Übereinstimmung ist. Der Unterschied zwischen Simulator und echtem Raumschiff ist fast nicht zu bemerken. Bis auf den Geruch, der mich tatsächlich an den eines neuen Autos erinnert.

Backup crew for Expedition 37/38

Backup für Expedition 37/38

Vor ein paar Wochen verließen drei Freunde von mir – die Mannschaft, für die ich mit meiner Mannschaft als Ersatz bereit stand – mit diesem Raumschiff auf der Spitze einer russischen Sojus Rakete die Erde. Stand es bis dahin noch auf einer Startrampe in Baikonur, Kasachstan, von der aus auch der erste Mensch in den Weltraum gestartet war, so ist es jetzt an der Internationalen Raumstation angedockt und umrundet unseren Planeten mit 28.000 km/h. Meine Freunde leben und forschen nun sechs Monate im Weltraum. Der Knirps ist begeistert.